Als Deutscher in Frankreich
In Frankreich zu leben ist für viele Deutschen ein Traum. Auf welche Hürden Auswanderwillige dabei treffen und warum es sich doch lohnt, erzählt der inzwischen seit zwölf Jahren in Frankreich lebende Tim Weber (Name von Redaktion geändert).
Anfängliche Sprachschwierigkeiten
Tim Weber ging der Liebe wegen nach Frankreich und hatte zu Beginn keinerlei Sprachkenntnisse:
„Ich durchwanderte drei Jahre lang das Tal der Tränen, vor allem weil ich, entgegen meiner Annahme, entdeckte, dass ich kein Sprachtalent bin. Mein Französisch war anfangs nicht existent.“.
Ein dreiwöchiger Sprachkurs half ihm auch nicht wirklich, die Tücken des Alltags zu meistern. So missverstand er während eines Telefonats das „Ne quitte pas!“ der Dame am anderen Ende der Leitung als Ende des Gesprächs und legte auf, anstatt in der Leitung zu warten. Infolgedessen schlug er sich auch in den ersten zwei Jahren vor allem im geschäftlichen Bereich mit Englisch durch.
Da Franzosen nach seiner Meinung nach häufig zu schüchtern sind, um Fremdsprachen zu sprechen, gestaltete sich dies nicht leicht, weil es mit schlechten Sprachkenntnissen fast unmöglich ist, in Frankreich einen gut bezahlten Job zu ergattern. So machte sich Tim Weber kurzerhand mit seinem Pariser Büro selbstständig. Nach zwölf Jahren Frankreich Aufenthalt hat er inzwischen jedoch keine Verständigungsprobleme mehr.
Leben in Frankreich und Paris – Zwei Welten
Tim Weber ist der Meinung, dass sich Paris und das restliche Frankreich so sehr unterscheiden, als wären es zwei verschiedene Länder.
„Die ersten drei Jahre verbrachte ich quasi nur in Paris und war geschockt von der Hektik, der Arroganz und dem Stress, der hier herrscht.“
Auf dem Land ist der Umgang jedoch wesentlich entspannter. Deswegen rät er auch jedem, auch den Süden Frankreichs zu erkunden und empfiehlt dafür vor allem Bayonne, Biarritz und Cassis mit seinem bekannten Stadtfest:
Er ist außerdem der Meinung, dass Pariser nicht nur wesentlich eleganter als andere Franzosen sind, sondern es auch mit der Liebe meist weniger ernst meinen. Dass Treue für Franzosen weniger Bedeutung hat, hält er jedoch für ein Gerücht.
Sie reden nur offener über Liebhaber und Affären. Drama ist nach der Erfahrung von Tim Weber jedoch typisch für eine französische Liaison. Zu Beginn ist die Euphorie groß, es wird von der „Liebe des Lebens“ gesprochen, nur um sich drei Monate später unter großem Theater wieder zu trennen.
Welche deutschen Produkte fehlen in Frankreich?
Wie fast jedem Deutschen im Ausland fehlt Tim Weber deutsches Brot! Er bezieht jedoch mithilfe von Freunden und Geschäftspartnern regelmäßig Teigwaren in Deutschland. Als Schwabe vermisst er außerdem Weißweinschorle, mischt sich sein „Viertele“ jedoch heimlich mit französischem Wein selbst.
In Frankreich anpassen
Tim Weber ist der Meinung, dass er von der lockereren Lebenseinstellung am meisten profitiert hat:
„Nicht alles so bierernst nehmen, das Leben auch mal genießen. Einfach laufen lassen und sich nicht ständig den Kopf zerbrechen.”
Außerdem hat er seine typisch deutsche Pünktlichkeit verlernt und kommt häufiger ein paar Minuten zu spät.