Do’s und Dont’s für Frankreich-Neulinge

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Wer als Deutscher in Frankreich arbeitet und/oder lebt, kann nicht viel falsch machen. Do’s und Dont’s für Frankreich-Neulinge.
Do’s und Dont’s für Frankreich-Neulinge

Wer als Deutscher in Frankreich arbeitet und/oder lebt, kann nicht viel falsch machen, denn da herrscht ja das Gebot von „Leben und leben lassen“ und natürlich das Savoir-vivre – so zumindest ein weit verbreiteter Glaube. Fakt ist jedoch, dass Frankreich zwar in der Tat in vielen Bereichen – darunter auch dem Beruflichen – weniger strikt ist, als sein östlicher Nachbar. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass es hier keine Fettnäpfchen gäbe. Denn die gibt es zuhauf und der folgende Artikel listet die wichtigsten Faktoren, die man als Neuling beachten sollte.

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Don’t: Savoir-vivre fehlinterpretieren

Typisch französischenGleich der erste Punkt muss mit oben genanntem Glauben aufräumen, nachdem mit Savoir-vivre etwas gemeint wäre, dass sich als „Leben wie Gott in Frankreich“ übersetzen lässt. Nicht wenige verstehen darunter ein buchstäbliches Hängematten-Dasein, frei nach dem Motto „Kommst Du heute nicht, kommst Du morgen“ und damit der totale Kontrast zum deutschen Ordnungs- und Pünktlichkeitswahn. 

Leider stimmt das weder im wortwörtlichen Sinn, noch im übertragenen. Es beginnt damit, dass der Begriff an sich – Savoir-vivre – zwar als „Verstehen, zu leben“ übersetzt wird. Doch die deutsche Interpretation ist falsch. Wir verstehen darunter, die Kunst, zu leben.  Doch in Frankreich umfasst dieser Begriff eher das, was man als „Gute Umgangsformen“ umschreibt. Savoir-vivre ist im Heimatland also nicht eine diffuse Mischung aus Wein und Laissez-Faire, sondern gutes Benehmen, höfliche Umgangsformen und diese werden dann wiederum zum „französischen Stil“.

Do: Französisch sprechen – egal wie

Wer in Frankreich arbeiten und vielleicht leben will, muss nicht zu Anfang die Sprache fließend beherrschen. Die Zeiten, in denen man im Elsass und in Lothringen gar nicht auf das Französische zurückgreifen musste, sind zwar definitiv vorbei, aber Franzosen per se haben zwei Eigenheiten:

  • Sie sind typischerweise sehr patriotisch
  • Viele sprechen kein oder nur sehr schlecht Englisch

Wer versucht, seine eigenen Französisch-Unzulänglichen damit zu kaschieren, dass er auf das internationalere Englisch zurückgreift, wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit damit scheitern.

Das liegt zunächst an einer Nord-Süd-Teilung des Landes. Lediglich in der nördlichen Hälfte ist es wahrscheinlich, an einen Franzosen zu geraten, der dank Schulbildung ein gutes Englisch spricht. Denn in den südlichen Departements ist eher Spanisch oder Italienisch die Regel. Und weil diese wie das Französische zu den romanischen Sprachen gehören, fällt französischen Muttersprachlern das Erlernen wesentlich leichter als das des Englischen oder Deutschen. Und nicht nur das: Weil sie zur gleichen Sprachfamilie gehören, bleiben die Grundlagen besser im Hinterkopf, selbst wenn der Sprecher sie nicht täglich anwendet. Anders bei Deutsch und Englisch. Wer sie nicht regelmäßig in seinem Beruf benötigt, vergisst schnell wieder die Grundlagen.

Des Weiteren sind viele Franzosen etwas eigen, wenn es um Fremdsprachen in ihrem Land geht. Einem offensichtlichen Touristen lässt man so etwas vielleicht durchgehen. Jemandem, der dort lebt, aber nicht.

Das bedeutet, egal wie schlecht das eigene Französisch sein mag, es ist immer noch besser, als das Englisch-Vokabular auszupacken. Franzosen wissen um die Eigenheiten ihrer Sprache. Und sie registrieren es wohlwollend, wenn ein Fremdsprachler sich ehrlich darum bemüht. Außerdem gilt auch hier die Regel, dass man eine Sprache nur lernt, indem man sie verwendet.

Don’t: Shake-Hands und Wangenkuss

Shake-Hands und WangenkussWer als Außenstehender zwei sich begrüßende Franzosen beobachtet, könnte der Ansicht sein, dass der Wangenkuss geradezu zwingend dazugehört. Ja – aber nur dann, wenn sich gute Bekannte oder Verwandte begrüßen. Gerade auf der Business-Ebene läuft es in der Grande Nation viel weniger persönlich, im internationalen Vergleich sind die Begrüßungsmodalitäten aber geradezu Standard – nicht zu persönlich, nicht zu kühl. Jedoch ist es eigentlich leicht, einen gesunden Mittelweg zu finden:

  • Hände werden zur Begrüßung geschüttelt – aber ohne das Schütteln. Einfach zugreifen, aber nicht zu feste, und dabei Augenkontakt zum Begrüßten halten.
  • Bonjour, Bonsoir usw. sind ein guter Ansatz, jedoch nie ohne persönliche Anrede, also „Bonjour, Mesdames“, „Bonsoir Monsieur Betrand“. Was im Deutschen normal ist, also das Weglassen der Anrede, gilt im Französischen als unterkühlt und kann je nach Situation ein Fauxpas sein. Aber man benötigt ein gutes Gedächtnis, denn wenn man eine Person bereits an diesem Tag mit Bonjour begrüßt hat, macht man es kein weiteres Mal.
  • Wenn das begrüßende Gegenüber direkt ein breites Lächeln zeigt, schrillen bei Franzosen die Alarmglocken. Hochgezogene Mundwinkel sind in Ordnung, die Lippen sollten jedoch geschlossen bleiben, selbst wenn man noch so sehr ausdrücken möchte, dass man sich freut, sein Gegenüber zu treffen.

Übrigens hat Frankreich auch sehr strenge Tischmanieren: Schmatz- und ähnliche Geräusche sind hier ebenso ein No-Go wie Sprechen mit vollem Mund. Und „Fingerfood“ existiert abseits von Stehparty-Hors-d’oeuvres schlicht nicht. Selbst das Dessert-Obst wird in Frankreich mit Messer und Gabel konsumiert.

Do: Zeitlich flexibel werden

Fünf Minuten vor der Zeit, ist des Deutschen Pünktlichkeit“. Wer mit dieser Maxime in Frankreich an einen Job herangeht, wird nur eines ernten: Gähnende Leere, weil die ur-französischen Kollegen mit Sicherheit dann noch nicht vor Ort sein werden. Das liegt an den Unterschieden in der Zeitwahrnehmung zwischen beiden Kulturen. Deutsche haben eine monochrone Zeiteinteilung; hier wird sehr streng geregelt und segmentiert. Franzosen hingegen unterliegen einer polychronen Zeiteinteilung, bei der Flexibilität und das Anpassen an während des Prozesses auftretende Änderungen einen wesentlich größeren Stellenwert haben.

Das hat nichts mit chronischer Unpünktlichkeit zu tun, im Gegenteil. Denn durch diese Zeitwahrnehmung sind französische Arbeitsweisen weniger starr, können besser auf Änderungen reagieren und es gibt weniger Probleme mit Zeitüberschreitungen, weil von vornherein klar ist, dass alle Zeitangaben nur Zirka-Werte sind.

Persönlich kann man dies so erlernen, dass man Anfangs- und Endzeiten flexibel interpretiert – wenn etwas um acht Uhr beginnen soll, ist es nicht unhöflich, erst um fünf oder gar zehn nach acht zu erscheinen. Umgekehrt kann es aber auch durchaus sein, dass ein bis fünfzehn Uhr angesetztes Meeting sich bis sechzehn Uhr oder noch später verlängert. Und ganz grundsätzlich sollte man damit rechnen, dass es abends später werden kann, denn die französische Flexibilität zeigt sich auch in Richtung Feierabend. Wer da um 17 Uhr alles stehen und liegen lässt, tritt ebenso in ein Fettnäpfchen. Aber: Ganz muss man seine deutsche Pünktlichkeit nicht ablegen. Denn gerade in international agierenden Unternehmen haben auch die Franzosen gelernt, dass acht Uhr eben acht Uhr ist.

Don’t: Das pausenlose Arbeitstier geben

An deutschen Schreibtischen ist es üblich, dass, wenn viel Arbeit ins Haus steht, man auf seine Mittagspause verzichtet und die Mahlzeit an der Tastatur zu sich nimmt. Fast ein Viertel aller deutschen Arbeitnehmer macht das „häufig“. Und ohne über Arbeitsrecht oder Stressfaktoren diskutieren zu wollen, sollte man dieses Verhalten in Frankreich ad acta legen – vollständig.

  • Zuoberst hat das in Frankreich kulturelle Gründe: Hart Arbeiten ist dort zwar ebenso guter Ton wie hierzulande. Ebenso „hart pausieren“ hat aber einen ähnlichen Stellenwert. Wer sein déjeuner vor dem Rechner verbringt, gilt dort schnell als tordu, als verschrobene Arbeitsmaschine und wird von den Kollegen (und Vorgesetzten) schief angesehen.
  • Zudem wiegen die sozialen Gründe schwer. Frankreich ist ein Land, in dem sehr vieles auf persönlichen, informellen Ebenen geregelt und erklärt wird. Wer die Pause allein im stillen Kämmerlein verbringt und nicht mit den Kollegen, verpasst gerade zu Anfang seines Aufenthalts unwiederbringliche Gelegenheiten zur Netzwerkbildung.

Seine Pausen mit den Kollegen verbringenBesonders der zweite Punkt sollte dabei nicht unterschätzt werden. Denn obgleich sich die französischen Pausengewohnheiten in den vergangenen Jahren etwas an internationale Standards angepasst (sprich: verkürzt) haben, so ist einer absoluten Majorität aller Franzosen die Pause doch fast heilig. Nicht nur als solche, sondern auch deren Teilnehmer sowie der feste Zeitpunkt. Hier ist es nicht nur praktikabel, sondern durchaus sehr vorteilhaft für sein Standing im Unternehmen, die deutsche Pünktlichkeit auszupacken und jeden Tag mit den Kollegen zur gleichen Zeit zu pausieren. Kein Chef wird einen deswegen schief anschauen, es wird einem kein Nachteil entstehen – auch nicht, wenn das Arbeitsaufkommen sehr hoch ist.

Do: Zumindest etwas modisch sein

Franzosen aller Schichten halten nach wie vor viel auf ein angemessenes Äußeres. Das gilt für praktisch alle Berufsbranchen, selbst denen, die nach internationalem Sinn wenige Bekleidungsregeln kennen, etwa der große IT-Bereich, in dem die „Shorts+T-Shirt“-Kombination als inoffizielle Arbeitsuniform anerkannt ist.

Nein, Frankreich ist nach wie vor Heimat der Haute couture. Das bedeutet zwar nicht, dass man einen Großteil seines Gehalts für Kleidung ausgeben muss. Aber es bedeutet sehr wohl, dass man an jedem Tag der Woche, bei jedem Wetter und zu jedem Anlass mehr Zeit und Augenmaß in seine Garderobe investieren sollte. Eine gute Maßregel lautet, dass man in Frankreich niemals overdressed sein kann. Um den richtigen Look zu finden, sollte man sich natürlich zuvorderst an den Kolleginnen und Kollegen orientieren. Bei unbekannten Situationen kann man sich fragen „Was würde ich dazu in Deutschland tragen?“ und noch ein Tüpfelchen mehr Eleganz draufpacken. Heraus kommt ein Look, der den Punkten

  • Hochwertig
  • Edel
  • Stilvoll

Casual - existiert in der französischen Business-Mode schlicht nicht. Hier gilt täglich - je edler, desto besserGenüge tut. Im Zweifelsfall macht man als Mann mit einem dunklen Anzug (immer mit Krawatte!) bzw. als Frau mit einem analog geschnittenen Hosenanzug nichts falsch, sofern man mit den Farben bei schwarz, grau, beige und weiß bleibt. Von dort aus sollte man sich über Kollegen oder anderen Vorbildern aus der französischen (Kultur-) Landschaft seinen persönlichen Chique herausarbeiten. Zugegeben, es ist schwierig, sich wirklich „französisch“ zu kleiden, denn dabei werden eigentlich unvereinbare Dinge wie Edel und Leger miteinander kombiniert. Aber mit der Zeit bekommt jeder den Dreh heraus.

Übrigens: Den Casual Friday mag es im englischsprachigen Raum geben. In Frankreich jedoch ist jeder Tag gut genug, um sich ihm in seinen besten Kleidungsstücken zu präsentieren.

Don’t: Geld sprechen lassen

In vielen westlichen Kulturen mag es ja tatsächlich so sein, dass „Money talks“. In Frankreich gilt jedoch das genaue Gegenteil, und zwar so sehr, dass selbst Ex-Präsident Hollande sich zu einem „Je n’aime pas les riches“ – „Ich mag die Reichen nicht“ – hinreißen ließ. Nicht falsch verstehen: Es ist absolut okay, in Frankreich viel Geld zu verdienen. Es ist ebenso okay, dieses Geld durch hochwertige Kleidung, Einrichtungsgegenstände usw. nach außen hin zu transportieren. Aber es ist in Frankreich durch und durch verpönt, über sein Geld zu reden. Noch verpönter, als es das in Deutschland schon ist.

Gehälter sind ein gutgehütetes Geheimnis zwischen dem Unternehmen und dem einzelnen Angestellten. Sowas wird niemals zwischen Kollegen besprochen, sondern ausschließlich im engsten Familien- oder Freundeskreis. Ein ebenso großer Fauxpas ist es, mit Reichtum zu prahlen. Das hat mit einer französischen Eigenheit zu tun: Dort definiert sich sozialer Status nicht über das Finanzielle, sondern darüber, welche Schule man besuchte, mit wem man (privat) Umgang pflegt und welche Position man im Unternehmen besetzt. Natürlich sind das alles ebenso Indikatoren für das Gehalt, bloß genau darüber sollte man Verschwiegenheit bewahren.

Do: Die Hierarchie bewahren

In Deutschland und vielen anderen Ländern ist es derzeit Mode, Hierarchien im Betrieb so flach wie nur irgendwie möglich auszulegen mit dem Ziel, Prozesse zu verschlanken und zu straffen. Und ganz besonders auf Deutschland bezogen, funktioniert hier in jedem Betrieb der „kleine Dienstweg“ unter Umgehung zwischengeschalteter Instanzen oft ganz hervorragend und ist essentiell für das Funktionieren im Arbeitsalltag.

In Frankreich sieht es jedoch gänzlich anders aus. Hier sind praktisch alle Betriebe streng hierarchisch aufgebaut. Und ein Auslassen auch nur einer Stufe davon wird als schweres Fettnäpfchen angesehen. Wer also beispielsweise mit seinem Vorgesetzten einen Termin für ein Gehaltsgespräch haben möchte, sollte ihn nicht direkt im legeren Umfeld der Mittagspause darauf ansprechen (selbst wenn das möglich wäre), sondern den Weg über seine Büroassistenz gehen. Und wer mit dem Abteilungsleiter ein Problem besprechen will, sollte damit zuerst zu seinem Teamleiter gehen und nicht direkt ganz oben anklopfen.

Zugegeben, dadurch, dass französische Unternehmen sehr stark vertikal ausgerichtet sind, werden dadurch manche Prozesse erschwert, wer sie jedoch umgeht, trampelt – salopp gesprochen – auf einer sehr vielen Jahrzehnten einzementierten Tradition herum. Und wenn ein stolzes Volk wie die Franzosen etwas nicht leiden können, dann das Ignorieren ihrer Traditionen.

Don’t: Nur mit anderen Expats interagieren

Durch die Freizügigkeit innerhalb der EU finden sich heute in Frankreich sehr viel mehr EU-Ausländer, die dort leben und arbeiten, als noch vor Jahrzehnten. Und an dieser Tatsache entsteht auch ein großes Problem für viele Neulinge. Denn wo die alte Heimat fern ist und das neue Land und dessen Kultur einem teilweise sehr fremd vorkommen, ist es ganz natürlich, dass man sich an andere Neu-Franzosen hält. Das kann, muss aber nicht im Unternehmen sein, sondern erstreckt sich natürlich auch in das Privatleben hinein.

Gemeinsames Essen ist die Gelegenheit, tiefer in die französische Kultur einzusteigen. Viel besser, als sich nur mit anderen Deutschen zu umgebenDie Logik dahinter ist so natürlich wie sie verständlich ist, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Mit anderen Deutschen gestalten sich die ersten Monate in der Fremde einfach leichter, man trifft auf die gleichen Hürden, hat ähnliche Sorgen.

Das Kritische an diesem allzu menschlichen Verhaltensmuster ist, dass man sich durch dieses „Kleben“ an seinen Landsleuten nur weitere Probleme beschert, die es einem schwieriger machen, sich in Frankreich einzuleben. Denn wie schon weiter oben beim Thema Sprache angemerkt, lernt man auch französische Kultur nur dadurch, dass man sich mit ihr auseinandersetzt. Wer im Betrieb nur mit dem deutschen Kollegen die Pause verbringt, nach Feierabend mit anderen Expats deutsche Shows im Fernsehen ansieht, der wird in Frankreich immer ein Fremder bleiben.

Um richtig einzutauchen, sollte man jedoch die Ausnahme zur Regel machen. Das bedeutet: Man sollte sich dazu zwingen, mit so viel französischem Leben wie nur möglich in Kontakt zu treten. Lieber zur Feier bei Alain, statt Fernsehgucken bei Andreas, besser ein dejeuner mit Amelie, statt Tina. Das schult nicht nur ganz grundsätzlich die französische Zunge, sondern die dabei ausgetauschte Kultur hilft einem auch, sehr viel schneller seinen Status als Neuling zu überwinden und zu einem echten Franzosen zu werden – selbst wenn in der Tasche vielleicht noch ein deutscher Pass steckt.

Do: Richtig streiten lernen

In Deutschland gilt außerhalb des engsten Freundeskreises die goldene Regel, dass Themen wie Politik, Religion und ähnliche „Streitthemen“ Taubs sind, die man vermeidet. Nicht so in Frankreich. Denn dort gilt eine ganz ausgeprägte Diskussionskultur. Und die Themenwahl ist dabei bunter als ein Regenbogen. Echte Tabuthemen gibt es dort schlicht und ergreifend nicht.

Allerdings sollte man es sich angewöhnen, „heiße Eisen“ ein wenig durch die Blume hindurch zu servieren. Wenn etwa das Gespräch auf das Thema Kernenergie kommt, wäre es nicht sonderlich hilfreich, hier gleich mit einem grünen, deutschen Standpunkt aufzutreten – immerhin ist das mit über 70 Prozent Anteil der wichtigste Energieträger Frankreichs. Wer hier gleich mit Vokabeln wie „Schrottreaktoren“ um sich wirft, verletzt nicht nur eine wichtige Diskussionssitte der Franzosen, sondern trampelt auch gleich wieder auf deren Nationalstolz herum.

Kritik ist möglich, sogar sehr angeregte und lautstarke. Aber bitte immer ohne Frankreich direkt zu attackieren. Übrigens gilt auch noch eine weitere Regel: Die Franzosen können extrem gut zwischen persönlicher und sachlicher Kritik unterscheiden. Das bedeutet, der Kollege, mit dem man sich am Vorabend noch eine extrem hitzige, ja vielleicht sogar wütende Polit-Debatte lieferte, kann am nächsten Tag trotzdem in allen anderen Themen der beste Verbündete sein.

Fazit

Wie jedes Land, so hat auch Frankreich seine Fettnäpfchen für Zugewanderte. Durch die Lage direkt neben Deutschland sind die kulturellen Unterschiede zwar nicht wirklich extrem, dennoch sollte man einen Blick auf Details werfen. Wer es mit der Pünktlichkeit nicht wahrhaft „preußisch“ handhabt, sich auf Sprache und Leute wirklich einlässt und zu Anfang mit großer Bescheidenheit und Höflichkeit auftritt, kann praktisch nichts falsch machen. Und die restlichen Feinheiten ergeben sich dann sowieso automatisch, wenn man länger dort arbeitet.