Am Rande der Pyrenäen im äußersten Südwesten Frankreichs, unweit der spanischen Grenze, liegt die alte Grafschaft Béarn. Südwestlich der Hauptstadt Pau gedeiht der Jurançon, ein legendärer Weißwein.
Angeblich soll der König von Navarra seinen Sohn, den späteren Henri IV., König von Frankreich, mit diesem Wein getauft haben. Der Wein wurde damals in ganz Nordeuropa getrunken und erst mit der Französischen Revolution sank sein Ruf. Heute ist der Jurançon eher selten. Er wird aus Rebsorten gewonnen, die man sonst nirgendwo findet: Petit und Gros Manseng und Courbu. Die Reben wachsen an Kastanienholzpfählen bis zu 2 m hoch. Die Trauben werden erst spät gelesen und müssen von Botrytis befallen sein, einem Pilz, der durch die Zerstörung der Beerenhaut und der damit einhergehenden erhöhten Verdunstung für die notwendige hohe Konzentration des Saftes sorgt. Es entsteht ein süßer, goldgelber, saftiger und bukettreicher Wein mit leichtem Zimt- und Nelkenaroma. Der Jurançon reift und altert gut. Aus normal gelesenen reifen Trauben derselben Sorte wird der trockene, frische Jurançon sec gewonnen.
Jean Chige, die Winzergenossenschaft von Gan-Jurançon, Joseph Labat u.a. gelten als die führenden Erzeuger.
Gegenüber dem Anbaugebiet des Jurançon, im Nordosten von Pau, wächst der rote Madiran, ein wein mit ältester Tradition, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, als Mönche den wein hier erstmals angebaut haben sollen. Im Mittelalter wurde er sehr gerne als Messwein benutzt, sein Ruhm gelangte durch die Pilger und englischen Invasoren in nahezu alle Regionen Europas. Im 19. Jahrhundert vielen die Reben von Madiran jedoch dem Mehltau und der Reblaus zum Opfer. Heute bemüht man sich allerdings, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Der Madiran muss lange lagern, damit er seine Härte verliert. Im Alter zeigt der Wein dann jedoch alle Qualitäten eines großen Rotweines: Feinheit, Duft und Delikatesse.
Auf den gleichen Flächen und an ebenso hohen Pfählen wie der Madiran gedeiht der weiße Pacherenc-du-Vic-Bilh. Auch die späte Lese und Art hat er mit seinem berühmten Nachbarn gemeinsam, nur ist er oft noch süßer und alkoholreicher. Der ungewöhnliche Name "Pacherenc" soll im lokalen Dialekt "pachet en renc" ("in Reihen gesetzt") bedeuten, womit die moderne Pflanzmethode gemeint ist.
Die Appellation Vins de Béarn tragen vor allem angenehm zu trinkende Rot- und Rosé-Weine, aber auch einige wenige Weißweine aus insgesamt 74 Gemeinden des Departements Pyrénées-Atlantiques, Hauts-Pyrénées und Gers.
Ende der Wein-Rundreise. Wir hoffen, es hat Ihnen gefallen.