Welche Lohnunterschiede gibt es zwischen Frankreich und Deutschland?
Die glitzernde Metropole Paris, die blauschimmernden Lavendelfelder der Provence oder die Bilderbuchstrände an der Côte d’Azur – kein Zweifel, in Frankreich gibt es viele schöne Orte, an die Urlauber ihr Herz verlieren können. Hinzu kommt der leichtfüßige Lebensstil der Franzosen, der Genuss und mitreißender Lebenslust eine sehr hohe Bedeutung beimisst. Da ist es keine Überraschung, dass die französische Mentalität des Savoir-vivre auf viele Deutsche eine Faszination ausübt, die bei einigen so weit geht, dass sie ihre Zelte in der Heimat abbrechen und ins Nachbarland auswandern. Falls es Ihnen genauso geht, sollten Sie sich vor Ihrem Umzug jedoch mit den französischen Gehaltsverhältnissen auseinandersetzen. Denn hier gibt es im Vergleich zur deutschen Lohnabrechnung einige Unterschiede, über die Sie sich vor Ihrer Jobsuche auf dem französischen Markt informieren sollten.
Verdienen Franzosen wirklich mehr?
Schon seit Jahren heißt es immer wieder, Franzosen würden besser bezahlt werden als deutsche Arbeitnehmer. Das stimmt aber nur teilweise. Zunächst einmal unterscheiden auch unsere Nachbarn zwischen Brutto und Netto. Die Berechnung beider Beträge erfolgt aber unterschiedlich. Während hierzulande die Einkommenssteuer direkt vom Bruttobetrag abgezogen wird, führen französische Arbeitnehmer diese im Vergleich niedrigere Steuer nach dem ersten Arbeitsjahr im Rahmen einer Steuererklärung ab. Im Anschluss folgt eine vierteljährliche Vorauszahlung – ähnlich wie sie deutsche Selbstständige leisten müssen.
Weniger Brutto, aber dennoch mehr Netto – so funktioniert‘s
Das hat eine auf den ersten Blick paradoxe Konsequenz: Zwar liegt das Bruttogehalt eines Arbeitnehmers in Frankreich durchschnittlich unter dem deutschen Niveau. Dennoch haben die Franzosen unterm Strich mehr Netto übrig. Warum ist das so? Grundsätzlich sind die Lohnkosten im Nachbarland deutlich höher. So übernimmt der Arbeitgeber 42 Prozent der Sozialabgaben, während es in Deutschland gerade einmal 19,5 Prozent sind. Dazu kommen (wie schon angesprochen) die geringeren Lohnsteuerabzüge. Falls Sie auf Jobsuche sind, sollten Sie sich von den augenscheinlich niedrigeren Gehaltsangaben nicht abschrecken lassen und im Vorstellungsgespräch auf keinen Fall zu hoch pokern. Zum besseren Vergleich können Sie Ihre Lohnabrechnung zu Hause einfach selbst erstellen – dann wissen Sie, wo Sie finanziell stehen. Daneben gibt es noch eine weitere erfreuliche Nachricht: Im Gegensatz zu Deutschland hat Frankreich den Lohnunterschieden zwischen Männern und Frauen den Kampf angesagt. In den nächsten drei Jahren will das Land mit Hilfe einer Software in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten dafür sorgen, dass sich die Löhne beider Geschlechter angleichen. Firmen, die sich nicht daranhalten, drohen Strafzahlungen.
So steht es um Krankenvorsorge und die Rente
Daneben gibt es jedoch ein paar Steuerzahlungen, die Sie aus Ihrem Heimatland nicht kennen. Zum einen ist da die Sozialsteuer. Hier werden von 97 Prozent des Gehalts 7,5 Prozent abgezogen. Zusammen mit den restlichen Sozialabgaben fließt sie beispielsweise in das gesetzliche Krankenversicherungssystem. Außerdem fällt je nach Wohnort zusätzlich eine Art Wohnsteuer an, die ebenfalls vom Gehalt abgeht. Zudem haben die Franzosen ebenfalls Anspruch auf eine gesetzliche Rente. Deren Höhe richtet sich nach der Dauer der Beitragszahlung. Deshalb gehen unsere Nachbarn im Durchschnitt zwischen 62 und 67 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand.
Lebenshaltungskosten fast wie zu Hause
Ähnlich wie in Deutschland ist auch im Nachbarland die Gentrifizierung auf dem Vormarsch. Bedeutet: Städte boomen und wachsen, während ländlichere Gegenden vereinsamen. Das hat zur Folge, dass die Mieten in den Metropolen in die Höhe schießen. Im Vergleich mit Deutschland bewegen sich die französischen Mieten deshalb ungefähr auf dem gleichen Niveau. Etwas tiefer in die Tasche greifen müssen Sie aber nicht nur für ein Leben in der Stadt. Was Lebensmittel betrifft, fällt die Rechnung an der Supermarktkasse in Frankreich in der Regel etwas höher aus, was Ihr monatliches Budget schmälert.
Wie sieht die Zukunft auf dem französischen Arbeitsmarkt aus?
Der Arbeitgeber schultert den Großteil der gesetzlichen Lohnabzüge und die Mieten bewegen sich etwa auf dem gleichen Level wie hierzulande? Dann steht einem Leben wie Gott in Frankreich nichts mehr im Weg – doch Vorsicht. Denn die Prognosen für den französischen Arbeitsmarkt sehen bei näherer Betrachtung nicht ganz so rosig aus, wie Sie vielleicht annehmen. Zwar bieten viele Unternehmen lukrative Tarifverträge an. Zudem ist die Arbeitslosenquote laut Statistiken auf mittlerweile 9,44 Prozent gesunken. Verglichen mit der deutschen Quote von 5,3 Prozent ist dieser Wert aber immer noch fast doppelt so hoch. Auffällig ist zudem, dass die Lohnentwicklung in Frankreich seit Jahren stagniert, während Experten hierzulande weitere Steigerungen erwarten. Dazu kommt noch der Mindestlohn. Zwar gilt dieser bei unseren Nachbarn bereits seit dem Jahr 1950. Dennoch wird er bei den Franzosen immer wieder als Ursache für die hohe Zahl an befristen Arbeitsverträgen genannt.
Behalten Sie aktuelle Entwicklungen im Blick
Zusammengefasst gibt es viele gute Gründe, die dafürsprechen, sich in Frankreich ein neues Leben aufzubauen. Wenn auch Sie über solch eine Entscheidung nachdenken, sollten Sie jedoch die aktuelle Situation auf dem französischen Lohn- und Arbeitsmarkt im Blick haben. Zwar bleibt bei unseren Nachbarn unterm Strich mehr Netto vom Brutto übrig. Doch der deutsche Wirtschaftsmotor brummt nach wie vor stark, weshalb die Zukunftsaussichten hierzulande einen positiveren Eindruck vermitteln als bei unseren Nachbarn.